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Afrika-Tour_08
19. Dezember 2004

7. Route in NW-Äthiopien von Gondar bis Axum     

 

Hallo liebe Afrikafreunde, Globetrotter,
Freunde und Familie,   

Wir sitzen heute frühmorgens bereits um 2 Uhr mit T-Shirts neben dem Schwimmbad am Frühstückstisch und bei herrlichem Sonnenschein lassen wir es uns gut gehen!
Hier in Äthiopien gehen die Uhren nicht nur anders, wir stellen fest:

Alle sind  7 Jahre jünger! Heute ist hier nämlich der 10/04/1997. 

Das äthiopische Jahr beginnt am 11. September und die Zeitrechnung fängt 7 Jahre nach Christus an. Ein Monat hat immer 30 Tage und deshalb einen 13. Monat mit 5-6 Tagen. Also 13 Monate Sonnenschein in Äthiopien! Morgens um 6 Uhr beginnt die Uhrzeit zu laufen, sodaß es um 7 Uhr  1 Uhr wird. Hinzu kommt noch die Zeitverschiebung von 2 Stunden gegenüber unserer mitteleuropäischen Zeit. Hört sich kompliziert an, wir gewöhnen uns nach anfänglicher Irritation aber schnell daran.

Wissenswert von Äthiopien ist noch:
Die Amtssprache und –Schrift ist amharisch. Es soll an die 200 ethnische Gruppen geben, die teilweise ihre eigene Sprache und natürlich ihre eigene Kultur haben.

Die vielen Menschen, die Neugierde, die Belästigungen von rufenden Kinder, den Bettelnden und den Schleppern ist noch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber dort, wo wir wirkliche Not sehen und dies ist leider verdammt oft, helfen wir auch. Dies geht aber nicht immer, sonst wären wir im Nu ein großes Hospital und eine internationale Hilfsorganisation. Das Land hat für seine Ressourcen zu viele Einwohner und es sollen immer noch mehr werden. (Heute ca 70 Mio., 2015 ca 94 Mio. Einwohner. BSP beträgt nur 73,- € pro Kopf und Jahr.)

Selbst beim Vorbeifahren, aber bei jedem Stop schallt es uns von den nachlaufenden „Langstreckenläufern“ entgegen: You, you, you / Mister, Mister / Money, Money / Pen, Pen / Pastic, Plastic / Give me, Give me.  Schon etwas einfallsreicher ist: „Give me anything“ oder „Exercise Book, Exercise Book“. Entgegen vorherigen Warnungen machen wir aber die Erfahrung, daß selbst beim ignorieren der Give me, Give me-Rufe kein agressives Verhalten, oder gar Steinwürfe festzustellen sind.

Es stellt sich uns immer wieder die Frage, ob es richtig ist Geschenke zu verteilen. Die Menschen scheinen zum großen Teil erfahren zu haben, daß Weisse etwas kostenlos abgeben oder großzügige Spenden verteilen. Erschreckend ist, daß nicht nur die Kleider-Spenden aus Europa auf den Märkten verkauft werden, sondern sogar aus Getreide-Säcken mit dem Aufdruck: „Donation: Not for Sale, Not for Exchange“. Bei den wirklich Bedürftigen kommen die gut gemeinten Spenden meistens nicht an. Einige Wenige mit Beziehungen machen den Reibach.

Trotzdem wirken die Leute fröhlich und nicht unglücklich. Viele winken mit einem Lächeln freundlich zu und bleiben auf Abstand.

In den größeren Städten sind die Straßen mit einem sehr defekten Asphalt-Belag versehen, ansonsten gibt es nur extrem staubige Pisten. Der Staub hängt nach einem vorbeifahrenden Fahrzeug minutenlang in der Luft. Aber es liegt nicht so viel Müll herum, wie wir dies im Sudan und in Ägypten beobachtet haben.

Die provisorische Reparatur des Getriebes beim Sprinter funktioniert bis jetzt. Die unvermeidlichen Geräusche beim Schalten und das Rattern des Getriebes beobachten wir sehr sorgfältig. Hoffentlich reicht es bis Addis Abeba bis zu einer Mercedes Vertretung.

An touristischen Highlights gibt es zu berichten:

 

Die Stadt Gondar (140 000 Einwohner)

Für die Kaiserstadt des 17. und 18. Jahrhunderts mit sehr interessanter Kultur und Geschichte nehmen wir uns 3 Tage Zeit. Die Bauten des Palastbezirkes -genannt Gemp (BILD 1)- sind mit einer Umfassungsmauer und 12 Toren versehen, in deren Bereich sieben größere Gebäude der Gondar-Kaiser stehen. Auch wenn die Paläste zum Teil nur Ruinen sind, zeigen sie doch die Pracht und Herrlichkeit vergangener Zeiten.
Die 44 Kirchen und Kloster in Gondar haben wir natürlich nicht alle besichtigt, sie verdeutlichen den hohen Anteil von mehr als 50 % Christen (überwiegend Orthodox) in Äthiopien.
Besonders sehenwert ist das Kloster Debre Berhan Selassie mit eindrucksvollen, farbenprächtigen Fresken, die Geschichten aus dem Neuen Testament erzählen.

Mangels Camping-Platz übernachten wir auf Hotelparkplätzen und können dadurch Dusche und WC benutzen.  Über das Städtchen Debark erreichen wir den

 

Simén Nationalpark (mit Fahrt bis auf 4300 m)

in dem die höchsten und spektakulärsten Berge Äthiopiens zu sehen sind. Hochplateaus, senkrechte, bis zu 1500 m hohe Felswände, Dörfer in denen die Zeit stillzustehen scheint, ausgedehnte Heide- und Lobelien-Wälder (ab 3500m) wechseln sich ab. Tiere wie Gelada Paviane sehen wir zu Hunderten, die seltenen Walia-Steinböcke in den Steilhängen nur im frühen Morgengrauen oder auf größere Entfernung. Ein besonderes Erlebnis ist die Begegnung mit dem Simèn Rotfuchs, der nur ganz selten zu sehen ist.

In den Park dürfen wir nur mit einem Scout, der aber leider nur einen amarischen Dialekt spricht. Wir engagieren deshalb zusätzlich einen Guide, der uns viel über Flora, Fauna und die Lebensweise der Menschen erzählen kann und uns zu den schönsten Aussichtspunkten führt.  Molla und Yalew steigen mit winzigem Handgepäck in unser Auto. Wir rätseln wie sie die 4 Tage und Nächte auf großer Höhe überstehen wollen, denn laut dem Parkbüro müssen wir uns um diese Jungs nicht sorgen. Sie freuen sich aber dann über unser Zelt und die Einladung zu den diversen Mahlzeiten. Unser Scout Molla (BILD 2), mit einem Gewehr und scharfer Munition ausgestattet, ist so mit seiner „Braut“ verbunden, daß er das russische Gewehr nicht mal beim Essen, Schlafen oder Toilettengang aus der Hand legt. Das Gewehr scheint nur ein Markenzeichen der Scouts zu sein, denn Gefahren bestehen keine.
Vom letzten Camp Chennek in 3600 m (BILD 3) besteigen wir ohne Schwierigkeit den Berg Bwahit mit 4444 m (BILD 4)und können von dort in einiger Entfernung den höchsten Berg Äthiopiens, den Ras Dashen mit 4620 m bestaunen. Vom Camp aus führt auch eine Piste bis zu einem Pass in 4300 m Höhe. Dies wollen wir frühmorgens mit unseren Fahrzeugen natürlich ausprobieren.

Bei Frühreif wollen wir losfahren, aber beide Motoren kommen nicht auf Touren. Der Diesel ist im Vorfilter versulzt. Nach Ausbau bzw Austausch der Filter kommen wir aber problemlos bis zur Paßhöhe. Dies ist ein Höhenrekord für beide Fahrzeuge und eine Generalprobe für eine evtl. Andentour.

In der Umgebung des Chennek Camps glauben die Einheimischen wohl, daß wir als Touristen ausgerüstet sind, um alle Krankheiten behandeln zu können. Jedenfalls warten nach unseren Touren, wie im Wartezimmer einer Arztpraxis die Einheimischen auf medizinische Versorgung durch uns. Magda und Falk beweisen sich als bewundernswerte Sanitäter. Unsere größeren Vorräte an Verbandsmaterial und Salben neigen sich bereits dem Ende. Allerdings können wir gegen Verkrüppelungen, schwerste Augenerkrankungen und Krankheiten durch Unterernährung wenig ausrichten.

In einer typischen Stroh-Rundhütte, in der Kleintiere und Bewohner zusammenleben, werden wir zu einer eindrucksvollen, traditionellen Kaffee-Zeremonie eingeladen. Wir revanchieren uns mit Kandiszucker und wohlriechender Seife. Tagsüber sind die Frauen vor der Hütte mit Handarbeiten beschäftigt (BILD 5).
In dem Park treffen wir einen Tourist aus Südafrika, der mit einer in Stuttgart gebraucht gekauften BMW F 650 GS ebenfalls von Deutschland bis Kapstadt ganz allein und mit minimaler Ausrüstung unterwegs ist. Der Erfahrungsaustausch unserer Touren bei einem Bier verschafft uns eine Einladung in Kapstadt.


Fahrt durchs Gebirge nach Axum

Von 4300 m Höhe geht es nach vielem Auf und Ab über den Wolkefit Pass (3100 m) auf abenteuerlichen nicht gesicherten Serpentinen bis auf 830 m zum Fluß Tekeze hinab und weiter bis Axum hinauf.
Die Strecke ist befestigt und auch in der Regenzeit befahrbar. Diese Piste aber als Straße zu bezeichnen erweckt einen falschen Eindruck. Nur Steine, Schotter, Spurrillen, Wellblech, Querrillen, stark ausgewaschene Abschnitte. Obwohl teilweise nur im Schritttempo gefahren werden kann, muß zum Vordermann mehrere 100m Abstand gehalten werden, bis sich der aufgewirbelte Staub einigermaßen absetzt. Vom gelegentlichen Gegenverkehr werden wir so eingenebelt, daß die Piste nicht mehr erkennbar ist. Ständig müssen die Augen die vor einem liegende Piste beobachten um nicht in ein großes Loch oder auf den überall herumliegenden großen Steinbrocken zu fahren.

Auch auf dieser Strecke erleben wir eine überraschende Gastfreundschaft. Wir campieren kurz vor Einbruch der Dunkelheit abseits der Straße auf einem nicht einsehbaren Steinhügel. Die Spaghetti sind bereits „Al dente“, als ein Einheimischer mit einer großen abgedeckten Platte uns das traditionelle Injera mit scharfer Joghurt/Pfeffer/Chile-Sauce auf unseren Camping-Tischen serviert.  Injera ist das traditionelle Brot der Landbevölkerung, das mit verschiedenen scharfen Saucen, Linsen, Kichererbsen, Bohnen und bei besonderer Gelegenheit zusätzlich mit Fleisch aus einem Topf gegessen wird. Injera wird aus Teff, einem feinkörnigen Grassamen, der auch unter widrigsten Bedingungen gedeiht, mit einem Sauerteig verarbeitet. Auf einer Ton- oder Metallplatte wird der dünnflüssige Teig wie ein Pfannkuchen gebacken. Das Injera ist auf einer Seite schwammartig und nimmt dadurch viel Sauce auf, wodurch ein Besteck überflüssig wird. Hier bedanken wir uns mit einem Schal und Wiener Würfelzucker.

Auf der Strecke sind aus dem letzten Bürgerkrieg noch viele abgeschossene, jetzt verrostete Militär-Fahrzeuge wie Panzer, Haubitzen, etc zu sehen. Ob diese wohl als Trophäen die Strecke garnieren?

Nach sehr anstrengender, aber genauso reizvoller Fahrt erreichen wir


Axum (Aksum); 40 000 Einwohner

In dem äthiopischen Jerusalem sehen wir rätselhafte Fels-Stelen (BILD 6) die aus der Zeit vor der Christianisierung stammen. Die Paläste und und Königsgräber hüten große Geheimnisse. Hier befindet sich die Wiege der äthiopischen Hochkultur und die Heimat der biblischen Königin von Saba (10. Jahrhundert v.Chr.). Die Kathedrale beherbergt angeblich das größte Heiligtum, die Heilige Bundeslade, die Gott Moses überreichte.

(BILD 7)  Der gemeinsame Sohn von König Salomon und der Königin Saba (Menelik I, der erste König von Äethiopien) soll die Bundeslade von Jerusalem nach Aethiopien entführt haben. Wir erfahren, daß die Salomonische Dynastie von Menelik I eine ununterbrochene Reihe von Kaisern war, die erst vor 30 Jahren mit dem Sturz von Haile Selassi beendet wurde.

Wir bedauern 20 Tage zu früh in Axum zu sein. Denn der größte unbeschädigte Obelisk mit 24 m, der in der italienischen Besatzungszeit unter Mussolini nach Rom verschleppt wurde, wird jetzt nach jahrelangen Verhandlungen am ursprünglichen Platz wieder aufgerichtet. Die Stelen/Obelisken gelten als das Wahrzeichen der äthiopischen Kultur. Neben den unzähligen kleineren bearbeiteten und unbearbeiteten  Stelen sind im Park die größten mit Dekor versehenen Monolithen zu sehen.
Der bis jetzt größte stehende Obelisk ist etwas mehr als 20 m hoch. Die größte Stele und vermutlich einer der größten bearbeiteten Monolithen der Welt liegt umgestürzt und zerbrochen (BILD 8). Sie war ursprünglich 33 m hoch und 520 Tonnen schwer.

Außer den Stelenfeldern und den Grabkammern  besichtigen wir insbesonders den Palast von Dongur in dem vermutlich, aber wissenschaftlich nicht belegt, die Königin von Saba vor 3000 Jahren gewohnt hat. May Shum oder „Bad der Königin“ ist heute eine riesige Zisterne, welche die Stadt mit Brauchwasser versorgt. Die feierliche Wasserweihe zu Timkat, „Die Taufe Jesu“, eines der großen religiösen Feste findet hier statt.

In der neuen Kathedrale, mit einer modernen Architektur, wird eine reich bebilderte ca 1000 Jahre alte Bibel aufbewahrt. Für uns werden sogar viele Seiten umgeblättert, leider zeigen diese starke Gebrauchsspuren. Demnächst soll sie unter Glas kommen, was allerhöchste Zeit ist. Zwischen der alten und der neuen Kathedrale wird in einem Nebengebäude die Kirchen-Schätze und die Kronen mehrerer Kaiser aufbewahrt, die wir zusammen mit dem Heiligen Axum-Kreuz und anderer Schätze durch ein Gitter besichtigen dürfen.
Ein besonderes Erlebnis ist die allerdings nur wenige Sekunden dauernde Begegnung mit dem 72-jährigen Mönch Abba Mekonnen, der seit 6 Jahren Bewahrer der Heiligen Bundeslade ist und diese Aufgabe bis zu seinem Lebensende nicht mehr abgeben wird. Nie kann er das Gelände verlassen. Er ist der Einzige, der die Bundeslade zu Gesicht bekommt, denn sie ist göttlich und „Wer darf schon Gott ins Antlitz schauen“?

 

Die Afrika-Touristen wünschen schöne Weihnachtsfeiertage

Magda und Falk
Elisabeth und Horst